Der italienischen Bibliotheken (AIB), das Forum für das Buch, die Vereinigung Bianchi Bandinelli, die Generazione TQ und die Presidi del libro mit Unterstützung der IFLA, der Weltbibliotheksvereinigung und der EBLIDA, dem Europäischen Büro für Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationsvereinigungen die ganze italienische Gesellschaft und ihre einzelnen Glieder dazu auf, in diesen entscheidenden Fragen des Landes eine Umkehr anzustreben ehe es zu spät ist, die Bürgerrechte zu stärken, in dem den Bibliotheken des Landes und deren Ausstattung mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird und ausreichend Ressourcen dafür bereit gestellt werden.
Bibliotheken leisten einen wesentlichen Beitrag zum kulturellen, sozialen und politischen Leben eines Landes. Ihre Existenz und ihre Arbeit garantieren erst eine lebendige Demokratie, basierend auf dem freien Wort und dem ungehinderten Informations- und Meinungsaustausch. Es sind die Bibliotheken, die eine Infrastruktur des Wissens bilden, in dem sie Informationen sammeln, sie erschließen und sie zugänglich machen. Sie tragen damit zu einer Vielfalt des Wissens und einer Pluralität von Information bei, sie unterstützen auf diesem Wege die Arbeit von Wissenschaft und Forschung, befördern und schützen das kulturelle Gedächtnis eines Landes und bieten so letztlich allen Bürgern eines Landes die Möglichkeit sich persönlich und kulturell weiterzuentwickeln. Sie ermöglichen vor allem den Erwerb von Kompetenzen, die ihrerseits wiederum in das soziale Leben und die Arbeitswelt eines jeden einzelnen einfließen können.
In Deutschland überschreitet die Zahl der Bibliotheksbesucher bei weitem die der Zuschauer der Fußballbundesliga. In den USA bilden die Ausgaben für Bibliotheken integralen Bestandteil des Regierungsprogramms zur Bekämpfung der augenblicklichen wirtschaftlichen Krise. In Frankreich, in Großbritannien und selbst in Spanien erhalten die jeweiligen Bibliothekssysteme trotz aller wirtschaftlichen Probleme auch weiterhin die finanzielle Unterstützung, die notwendig ist, um über ausreichend qualifiziertes Personal und eine angemessene Ausstattung zur Verfügung, wie dies für Länder mit einer modernen Gesellschaft und einer entwickelten Wirtschaft üblich ist.
Während in den genannten, aber auch in vielen anderen Ländern der westlichen Hemisphäre die Bibliotheken bzw. die Dienste, die sie leisten als unerlässlich angesehen werden, die es zu schützen und zu hegen gilt, sind sie doch Gemeingut und kann nur mit ihnen eine Zivilgesellschaft aufgebaut werden, in der Bildung und Kultur ein zentrales Anliegen sind, geschieht derzeit in Italien, verursacht durch die anhaltende wirtschaftliche Krise und eine Kulturpolitik (kurzsichtige…), die eigentlich diesen Namen nicht mehr verdient, das krasse Gegenteil: Die Bibliotheken stehen sprichwörtlich vor dem Aus. Sie brauchen daher die Unterstützung all derjenigen, denen das Schicksal von Kultur und Gesellschaft am Herzen liegt.
Fast alle Bibliotheken, ob staatliche oder kommunale, ob solche von Universitäten oder von anderen Forschungs- und Kultureinrichtungen, haben gravierende Kürzungen ihrer Etats hinnehmen müssen. Dazu kommen Stellenstreichungen, Erwerbungsstopps für den Neuerwerb von dringend benötigten Medien und drastische Einschränkungen bei den Öffnungszeiten, die es den Bibliotheken mittlerweile unmöglich machen, auch nur noch ihre Basisfunktionen sachgerecht auszuüben. Dem Recht der Bürger auf Teilhabe an der Kultur, auf Bildung, Wissen, also auf den Werten, auf den unsere Kultur aufbaut, wird damit Hohn gesprochen.
Ein Land ohne funktionsfähige Bibliotheken ist ein Land ohne Gedächtnis und vor allem ohne Zukunft. Mit jeder Bibliothek, die schließt verringert sich der Spielraum von Freiheit und Demokratie. Eine Regierung der Angst hat, die Probleme der Bibliotheken und der Kultur ganz generell zu diskutieren, also das legitime Anliegen, hier zu einer öffentlichen Debatte über die Rolle und Situation der Bibliotheken zu kommen, zu einer Frage der öffentlichen Ordnung umbiegt so wie das am Dienstag, den 11. Oktober vor der Nationalbibliothek in Rom geschehen ist, wo Bürger, die die Bibliotheken und ihr Anliegen verteidigen und ihr Rolle wieder hergestellt wissen wollten, auf verbarrikadierte Eingänge stießen und von Polizisten in Straßenkampfuniformen in Empfang genommen wurden – ist ein Staat, der die eigentlichen Bürgerinteressen verrät und dem, dem das Schicksal der Bibliotheken am Herzen liegt, es unmöglich macht, auch nur darüber zu sprechen und mit anderen darüber zu diskutieren.
Rom, 22. Oktober 2011
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Dem Appell haben sich Persönlichkeiten aus der Kultur-, Verlags- und Informations- sowie Medienwelt angeschlossen, herausragende Vertreter aus den Bibliotheken, und Vereinigungen (Liste in der italienischen Übersetzung).