Associazione italiana biblioteche. XLVIII Congresso
XLVIII Congresso nazionale AIB
AIB2001
Roma, Venerdì 5 ottobre 2001
ore 10,00-13 - 14,30-18,30
EUR, Palazzo dei congressi
Media e Teche
Convegno internazionale
Mediateche e territorio
Petra Zimmermann, Musei dei media: Zentrum für Kunst und Medientechnologie di Karlsruhe
Abstract
Dieser Beitrag gibt einen Überblick über Aufbau und Funktion der Mediathek des ZKM / Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe. Er informiert über Sammlungsinhalte und technische Sachverhalte und gibt ausserdem Erfahrungen der ersten drei Jahre wieder.
Allgemeines zum ZKM
Das ZKM Karlsruhe ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts, die jeweils zur Hälfte vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Karlsruhe finanziert wird. Es ist eine einzigartige, nicht-kommerzielle, kulturelle Einrichtung für Musik, Bild und elektronische Medien. Seit dem 18. Oktober 1997 ist das Karlsruher Medienzentrum der Öffentlichkeit in einer ehemaligen, denkmalgeschützten Munitionsfabrik zugänglich.
In seiner Arbeit widmet sich das ZKM der Kunst in Verbindung mit den neuen Medien und vereint unter einem Dach Forschung und Produktion, Sammlung und Ausstellung, sowie Vermittlung und Veranstaltung. Gastkünstlern aus aller Welt bietet es eine Plattform zur kritischen und kreativen Auseinandersetzung mit den neuen Technologien.
Das ZKM besteht aus mehreren Abteilungen:
- Institut für Bildmedien, das seine Aktivitäten in Forschung und Entwicklung auf Bild-Technologien: Digitales Video, Computergraphik, Computeranimation, Netztechnologien, interaktive Systeme, CD-ROM und DVD.konzentriert.
- Institut für Musik und Akustik, das künstlerische Arbeit mit Forschung und Entwicklung verbindet und ein Forum des internationalen Austausches.ist.
- Medienmuseum, das einen Überblick der technischen Entwicklung mit dem Schwerpunkt auf interaktive Installationen bietet
- Museum für Neue Kunst, das Medienkunst in Beziehung zu traditionellen Kunstwerken setzt
- Mediathek, die ich gleich unten näher beschreiben werde
- Institut für Netzentwicklung, in dem anwendungsbezogene Entwicklung innovativer Internet-Technologien geleistet wird
- Institut für Grundlagenforschung, dessen Hauptaugenmerk auf der Entwicklung und dem Einsatz von visuell-haptischen Schnittstellen für grundlegende Experimente im Bereich der "Objekt-Subjekt-Beziehung" liegt
- Medien und Wirtschaft, einer ganz neuen Abteilung, die sich dem Thema Bildung und neue Medien widmet
Mediathek
Die Basis der Mediathek sind drei Sammlungen, Audio, Video und «Biblio», die mit dem Ziel der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, die Arbeit des ZKM begleitend zu vermitteln. Die Mediathek ist also eine öffentliche Einrichtung, die von allen Besuchern des ZKM - fast täglich - benutzt werden kann.
Sie bietet auf etwa 600 qm eine umfassende Sammlung der internationalen Videokunst, zeitgenössischer Musik und Literatur zu neuer Kunst und Medientheorie.
Sammlungen
Die Videosammlung beinhaltet mehr als 1.250 Titel über die historische und gegenwärtigte Entwicklung von Künstlervideos, Computeranimationen und Film. Zum Grundstock der Sammlung gehören Videoarbeiten von Brinbaum, vom Bruch, Cahen, Gerz, Hill, Nauman, Odenbach, Paik, Rosenbach, Viola u.a. Einen zweiten grossen Bereich bildet das Videomagazin «Infermental», das in 11 Ausgaben aus verschiedenen Städten rund um den Globus erschienen ist. Den dritten Teil der Sammlung bilden die Preisträger der jährlichen Veranstaltung Medienkunstpreis (früher: Videokunstpreis).
Die Audiosammlung hält zur Zeit über 12.000 Titel mit dem Schwerpunkt auf der Musik des 20. Jahrhunderts und speziell der elektroakustischen Musik bereit. Grundstock bildet hier das Internationale Digitale Elektroakustische Musikarchiv (IDEAMA). Zu den Sammlungsobjekten der Audiothek gehören auch Partituren , Probenmitschnitte u.ä.
Die Bibliothek ist eine wissenschaftliche Spezialbibliothek, deren Sammelgebiete vorwiegend im Bereich der Kunst des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Medienkunst und der Medientheorie liegen. Darüber hinaus werden den Leserinnen und Lesern Titel zu den Themen Architektur, Design, Fotografie, Film und Video, Musik, Theater, sowie Philosophie angeboten. Zur Zeit umfaßt sie einen Bestand von circa 28.000 Büchern und CD-ROMs, sowie circa 120 laufende Zeitschriften. Sie ist eine gemeinsame Einrichtung des ZKM und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, ist also auch Hochschulbibliothek.
Der Präsenzbestand ist systematisch und frei zugänglich aufgestellt, um die Literatursuche am Regal zu erlauben.
Katalog
Die Bestände aller drei Sammlungen sind in einem gemeinsamen elektronischen Benutzerkatalog zusammengeführt. Dieser Katalog ist ein Allegro-Katalog mit einer eigens für das ZKM entwickelten Benutzer-Oberfläche. Die enthaltenen Daten werden auf unterschiedliche Weise erfasst und sind somit in ihrer Erschliessungstiefe und art recht unterschiedlich.
Der Katalog steht den BesucherInnen vor Ort an insgesamt circa 20 Terminals zur Verfügung. Er hat nicht nur die Aufgabe, Recherchen zu beantworten, sondern beinhaltet auch Teile, die das automatische Abspielen der AV-Materialien regeln.
Technische Realisation
Die Mediathek ermöglicht den freien Zugang zu den Büchern und erlaubt den Besuchern individuelle und direkte Zugriffe auf eine zentrale Datenbank..
Dazu wurde im Jahr 1997 ein aufwendiges Mediensystem installiert, das aus den folgenden Komponenten besteht.
- Archivspeichersystem (Jukebox, MPEG-2, Cache)
- Medienkontrollserver (Windows NT 4.0)
- 14 Ausspielstationen (Windows NT 4.0)
- 19 Bedienerstationen (Windows 95)
- Audio/Video/RS422-Kreuzschiene
- Katalogserver
Zentrale Bestandteile des Systems sind der Katalogserver, auf dem die Mediendatenbank liegt und der Medienkontorllserver, der alle Vorgänge überwacht, die durch Aktionen eines Bedieners an der Bedienerstation ausgelöst werden. Mögliche Aktionen am Terminal können sowohl die Wahl eines Titels, als auch dessen Steuerung während des Abspielen sein (Start, Vorlauf, Rücklauf, Stopp, Pause).
Der von den Besuchern gesuchte Titel wird aus dem Cache oder der Jukebox bereitgestellt und über die Kreuzschiene in analoger Form als Audio- und Videoströme an die Bedienerstationen ausgegeben.
Im Publikumsbereich der Mediathek befinden sich vierzehn offen zugängliche Terminals, zwei weitere Arbeitsplätze in Carrels, zwei weitere in Seminarräumen und eine mobile Station nach Bedarf im Vortragssaal des ZKM.
Archivspeichersystem
Es besteht aus einem RAID-System und einer Jukebox für CD-Datenträger. Beide werden vom Medienkontrollserver gesteuert.
Während das RAID-System dem Caching der am häufigsten gewünschten Audio- bzw. Videosequenzen dient, sind in der Jukebox alle Audio- und Videotitel auf CD-Datenträgern abgelegt. Befindet sich der gewünschte Titel nicht im Cache, wird die entsprechende CD automatisch in der Jukebox in eines der integrierten Laufwerke transportiert. Diese Laufwerke sind paarweise einer Ausspielstation auf der Rückseite der Jukebox zugeordnet, die wiederum maximal zwei Bedienerstationen mit den gewünschten Informationen versorgt. Ein weiteres Laufwerk ist nur dazu da, neue CDs aufzunehmen und dem Bestand der Jukebox hinzuzufügen.
Ein grosser Teil der CDs wird in der Mediathek selbst gebrannt (digitalisierte Videos) und in Caddys der Jukebox zugeführt.
Die Jukebox hat eine Gesamtkapazität von 2.065 CDs und ist jetzt nach circa 4 Jahren Betrieb mit circa 1850 CDs zu 90% gefüllt. Mit einer Länge von fast 5 Metern ist die DSM Terastore CDR76 die grö§te, je für CD-Datenträger gebaute Jukebox.
Die Jukebox kann ja nach künftigem DVD-Standard noch mit den entsprechenden Laufwerken bestückt, die CDs könnten gegen DVDs ausgetauscht werden. Die Gesamtkapazität der Jukebox könnte somit auf mehr als 10 Terabyte erhöht werden.
Medienkontrollserver
Er übernimmt die Logistik der Jukebox und des Video-Cache, Er empfängt Kommandos von den Bedienerstationen und führt alle Aktionen aus, die zu ihrer Erledigung notwendig sind. Der Ausspielvorgang wird überwacht und das System anschliessend wieder auf seinen vorherigen Zustand zurückgeführt.
Wie beim Katalog-Server ist auch hier die Verbindung zwischen den Rechnern über ein TCP/IP-Netz geknüpft.
Ausspielstationen
Das sind Rechner, die die Umsetzung der digitalen Audio-/Videodaten in analoge Audio-/Videosignale durchführen.
Bedienerstationen
An diesen Rechnern können die Besucher Audio- und Videotitel abrufen, sie sind also die Endgeräte der Mediathek, hier trifft der Besucher auf das Benutzer-Interface des elektronischen Katalogs.
Im Publikumsbereich sind die Bedienerstationen in die Seh- und Hörplätze integriert, eine Konsole besteht aus miteinander verbundenem LCD-Display und reduzierter Tastatur plus Trackball.
In die Sitze integrierte Sensoren bringen das System wieder auf den Ausgangszustand mit dem Bildschirmschoner zurück, wenn die Besucher die Plätze verlassen.
Kreuzschiene
Sie verbindet die Bedienerstationen mit den Ausspielstationen.
Katalogserver
Auf dem Katalogserver liegen die allegro-X-Datenbank der Mediathek und mehrere CGI-Programme, um die Daten www-gerecht aufbereiten zu können. Ausserdem werden sind hier Bilder gespeichert (Video Stills und Coverscans von CDs), die in der "Galerie-Funktion" der Datenbank gebraucht werden.
Der Server läuft unter SUN OS 5.8, hierauf leitet ein http-Server alle Anfragen an die entsprechenden Zielprogramme weiter.
Erfahrungen / Statistik
In den vier Jahren seit der Eröffnung der Mediathek hat es sehr vielfältige und unterschiedliche Erfahrungen gegeben.
Zuerst gab es eine "Massenerfahrung": am Eröffnungswochenende wollten circa 40.000 Menschen das ZKM besichtigen. Den Massen haben weder Systeme noch Oberflächen standgehalten. Offen dargebotene Möglichkeiten wurden häufig durch gewiefte EDV-Saboteure durcheinander gebracht.
Dann gab es die Erfahrung mit den unterschiedlichsten Arten von Besuchern. Wir glaubten, das System, die Oberfläche so einfach wie möglich gestaltet zu haben, aber die Besucher, die nie zuvor eine Maus in der Hand gehalten hatten, war unsere Benutzeroberfläche nicht wirklich nahezubringen.
Umgekehrt hat sie sich aber auch leider als nicht praktikabel für die geübteren Recherchierer herausgestellt.
Wir haben aus all den Schwierigkeiten Konsequenzen gezogen und zunächst noch ein Einführungsvideo erstellt, mittlerweile aber an der Überarbeitung der Datenbank, insbesondere der Benutzeroberfläche gearbeitet. Eine veränderte Form des Katalogs sollte in den nächsten Monaten in Betrieb gehen. Derzeit müssen wir auf die Arbeitsleistung von zwei Programmierern warten.
Eine extensive Nutzung gibt es immer wieder, die intensive Nutzung läuft langsam an. Es zeigt sich, dass eine "Forschungs"einrichtung Zeit braucht, um Benutzer anzuziehen.
Am Ende ein paar Zahlen:
Im Jahr 1998 hatte die Mediathek an 301 Öffnungstagen (46 Stunden pro Woche) 34.266 Besucher, das entspricht einem Tagesschnitt von circa 114, in der Woche 672, im Monat 2856.
Im Jahr 1999 waren es an 281 Öffnungstagen 18.468 Besucher, das entspricht einem Tagesschnitt von circa 65, in der Woche 355, im Monat 1539.
Im Jahr 2000 waren es an 286 Öffnungstagen 14.365 Besucher. Erstmals wurde differenziert nach den "Erstinteressen" der Besucher: 5749 wollten zunächst in die Bibliothek (20 täglich), 8616 zunächst zu den Seh-und Hörplätzen (30 täglich).
Im Jahr 2001 haben bis Ende August 8138 Besucher die Mediathek aufgesucht.
Ausblick
Im ZKM gab es seit der Gründung bzw. Eröffnung einen "Führungswechsel" durch den Tod von Professor Heinrich Klotz. Dieser Wechsel hat eine Programmänderung zur Folge, die sich auch in der Mediathek niederschlägt. Die Sammlungsaktivitäten der beiden Bereiche Audio und Video sind leider sehr weit heruntergefahren d.h. die Etats auf nahezu Null gesetzt.
Im Jahr 2001 gab es einen Umbau, der eine räumliche Trennung der Sammlungsbereiche im Publikumsbereich zur Folge hatte. Nunmehr hat man in räumlicher Nähe Seh-und Hörplätze und eine Bibliothek. Durch Versetzen der Informationstheke in den Kernbereich der Bibliothek ist ein neues Foyer entstanden, in dem kleinere Ausstellungen stattfinden sollen. Dadurch erhofft man sich eine erhöhte Besucherzahl in und bessere Akzeptanz der Mediathek. Die Abteilung selbst ist noch nicht auf dieses neue Konzept umgestellt. Die Datenbank verzeichnet weiter alles zusammen, die Arbeiten werden weiterhin von einer Stelle aus durchgeführt. In der Oberfläche der Datenbank muss es mit Sicherheit weitere nderungen geben, so dass sie unterschiedlichen Herangehensweisen genügen kann: einem "Show-Zugang" für museale Besucher, einen "Recherche-Zugang" für intensive Nutzer.
Einmal davon abgesehen, dass wir ständig versuchen, unseren Service zu verbessern (Service-Seiten und CD-ROM-Server im Netz), gibt es auch immer wieder Ansätze, ganz neue Projekte durchzuführen. Etwa Video online (was im Augenblick auch immer wieder ein Problem der Aufführungsrechte ist) oder aber ein Endgerät, das den Besuchern den Bestand der Mediathek auf dem Gang durch die Museen nahebringen könnte (vergleichbar den Audio-Führungen in Museen und Kirchen).
Das Fazit: es gab viele Erfahrungen, viele anstrengende mit einem neuartigen System. Und die Erfahrungen sind noch nicht zu Ende, das ist das spannende an unserer institutionellen Umgebung.
Copyright AIB, ultimo aggiornamento 2001-10-11
a cura di Gabriele Mazzitelli
URL: http://www.aib.it/aib/congr/c48/zimmabs.htm